In einer Gesprächsrunde erzählen Schülerinnen und Schüler von Konzepten, Ideen und eigenen Herausforderungen
Schwelm Der Klimawandel ist präsenter denn je. Doch die Chance und die Möglichkeit etwas zu ändern, die hat jeder, dieser Meinung sind insbesondere die Schülerinnen und Schüler sowie die Schulverwaltung rund um die Lehrkräfte des Märkischen Gymnasiums in Schwelm (MGS). Seit 2019 gibt es dort die AG Klimaneutrale Schule. Doch auch schon Jahre zuvor hat sich das Gymnasium für den Klimaschutz eingesetzt. Schulleiterin Katharina Vogt erinnert sich, dass in ihrem ersten Jahr als Schulleiterin die Zusammenarbeit mit dem Verein Chance begonnen hat. Der Verein, der vom ehemaligen MGS-Schüler Jens Bergmann gegründet wurde, setzt sich für Projekte in Kenia und Peru ein (wir berichteten zuletzt über das Regenwaldprojekt). Hinzukomme, dass das Schwelmer Gymnasium damals gemeinsam mit einer bayerischen Schule bundesweit das erste war, das der Allianz für Klima und Entwicklung beigetreten ist. Dennoch sei damit lange nicht alles getan. Der Weg zur klimaneutralen Schule ist lang und teils auch sehr herausfordernd.
In einer Gesprächsrunde am Freitagvormittag im Rathaus erzählen sie von dem bisherigen Weg, den Projekten, Plänen und von ihren ganz persönlichen Erfahrungen. Bei der Runde im Rathaus sind unter anderem vier Schülerinnen der 11. Klasse und ein Schüler der neunten Klasse vertreten. Sie alle setzen sich für das Projekt „Klimaneutrale Schule“ ein. Und zwar bereits seit mehreren Jahren in ganz unterschiedlichen Formen. Die Schülerin Mia beschäftigt sich beispielsweise überwiegend mit der Zusammenarbeit zwischen dem Verein Chance und dem MGS im Punkt Patenschaften. Zum einen, so erklärt die Elftklässlerin, werde durch die Patenschaft die Bildung der Kinder in Kenia und Peru gefördert, gleichzeitig kümmere sich das MGS jedoch auch um verschiedene Projekte in den beiden Ländern. Schülerin Zeynep (11. Klasse) und Schüler Samuel (9. Klasse) engagieren sich in der Klima-AG. Gemeinsam versuchen sie Konzepte umzusetzen, wie das MGS CO² einsparen kann. „Und was wir nicht einsparen können, gleichen wir aus“, erklärt die Gymnasiastin.
Um die besondere und engagierte Arbeit für das Klima an die Öffentlichkeit zu bringen, haben Dr. Robert Wieczorek, Biologie- und Chemielehrer am MGS sowie David Rabi, ehemaliger Schülersprecher, den Weg der Schule bei der Tagung „Erdpolitik als Weltinnenpolitik für das 21. Jahrhundert – Die Zeit drängt“, die von der international bekannten Akademie Tutzing ausgerichtet wurde, präsentiert. Mit Erfolg. „Das ist extrem positiv angekommen“, sagt der Biologie- und Chemielehrer. „Natürlich standen an diesem Tag auch die aktuellen Probleme des Klimawandels im Fokus, aber es wurden eben auch Lösungsansätze genannt“, erzählt David Rabi und sagt auch, dass er vor allem die Umsetzung der Ideen, Konzepte und Projekte in den Vordergrund stellen wollte. Jeder könne seinen Teil zum Klimaschutz beitragen, auch mit kleineren Dingen. Wichtig sei schlichtweg, dass die Menschen etwas tun und nicht nur davon sprechen.
Das ist auch dem Mathe- und Physiklehrer Christian Satalik wichtig. Die Klima-AG sei zudem etwas, das dem jungen Lehrer sehr am Herzen liegt. Im Rahmen der AG hat das MGS so einen eigenen CO²-Fußabdruck erstellt. „Da war uns besonders wichtig, dass wir das selbst machen“, betont Christian Satalik. Möglich sei das mithilfe des Wuppertal Instituts gewesen. Das Schwelmer Gymnasium und das Wuppertal Institut pflegen seit geraumer Zeit eine Kooperation. „Das ist eine fruchtbare Zusammenarbeit“, so Katharina Vogt. Das Institut habe dem MGS ein Werkzeug zur Verfügung gestellt, womit das Projekt „Fußabdruck“ realisiert werden konnte. Und es steht noch mehr an: „Aktuell haben wir uns wieder mit dem Wuppertal Institut zusammengetan und uns eine Wärmebildkamera ausgeliehen, um die Dichtungen im Schulgebäude zu kontrollieren“, erklärt Schülerin Zeynep.
Die Schüler berichten zudem, dass sie sich nicht nur innerhalb der Schule für das Klima einsetzen. Einige leben zum Beispiel seit längerer Zeit vegetarisch, andere wiederum haben damit begonnen, innerhalb ihres Freundes und Bekanntenkreises eine Art Kleidertauschbörse einzurichten. „Wir gucken immer, was wir nicht mehr brauchen und tauschen können“, erklären die Schüler. Öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen oder aber machbare Strecken zu Fuß oder per Fahrrad zurückzulegen, gehört für alle dazu. „Mich bewegt einfach, was mit der Zukunft passiert, was mit uns und unseren Kindern mal später ist“, sagt der Neuntklässler Samuel.
In der aktuellen Situation spiele für die Schüler auch das Thema Angst eine Rolle. „Ich meide zum Beispiel Nachrichten, das belastet mich. Ich habe dann manchmal Angst um meine eigene Familie, weil ich immer denke, dass das ja auch uns hätte treffen können“, sagt eine der Schülerinnen und fügt hinzu: „Wir müssen uns gegenseitig unterstützen, in einer Gemeinschaft arbeiten.“
Ebenso sei das Thema für Lehrer eine Herausforderung. „Es muss das Gefühl vermittelt werden, dass niemand allein ist“, so die Schulleitung.
Quelle: Westfalenpost / Text: Sophie Beckmann