Leider fand ja im letzten Schuljahr zum ersten Mal seit fast 40 Jahren der Rücktausch an unsere Partnerschule Lycée Bourg-Chevreau Sainte-Anne nicht statt. Da die Fahrt bereits im März sein sollte, genau zu dem Zeitpunkt, als dann infolge Corona die Schulen geschlossen wurden, lebten die potentiellen Fahrer*innen einige Tage lang in einem Entscheidungskonflikt: Fahren wir noch? Kommen wir dann noch zurück? Im Nachhinein ist es gut, dass wir nicht gefahren sind, aber die Enttäuschung war an beiden Schulen sehr groß. Auch die intensiven Kontakte in den sozialen Netzwerken können solch eine Fahrt nicht ersetzen. Wir mussten einfach die Situation so akzeptieren.
Da hat Jonas (im Schuljahr 2019/20 in der EF) großes Glück gehabt. Er hat einen individuellen 6-Wochen-Austausch mit seiner Austauschpartnerin Lilou im Januar und Februar gemacht. Er war „normaler“ Austauschteilnehmer im vergangenen Schuljahr. Seine Correspondante war bereits zum Ende des letzten Schuljahres 5 Wochen am MGS. Dieser sogenannte „lange“ Austausch wird von den beiden Partnerschulen seit ca. 2005 angeboten. Jedes Jahr nehmen Französischschüler*innen der Stufen 9/EF daran teil, und in diesen Schuljahren ist eine Abwesenheit von der Schule ja auch gut zu verkraften.
In einem Interview (im Wortlaut zu finden auf der Homepage der Partnerschule) erklärt Jonas seine Motivation, an solch einem Austausch teilzunehmen: ein anderes Schulsystem kennen lernen, seine Sprachkenntnisse zu verbessern und in die Kultur eines anderen europäischen Landes einzutauchen. Vier Wochen lang ist er mit Lilou in die Schule gegangen (sogar einen Jahrgang höher als er in Deutschland ist), und nach ein paar Tagen schon hat sich gezeigt, dass seine Befürchtungen, nichts zu verstehen, nicht nötig gewesen sind, im Gegenteil, selbst die Schulbesuche wurden ein Genuss für ihn. Er hatte das Glück, dass seine Austauschfamilie am Wochenende und in den folgenden Winterferien sehr viel mit ihm unternahm, sogar eine Fahrt nach Paris. Außerdem hatte er die Möglichkeit, in einem Verein Fußball zu spielen.
Jonas hat im Laufe dieser sechs Wochen die Möglichkeit gehabt, Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich sehr deutlich zu erfahren. Er erwähnt das zentral organisierte Schulsystem mit wesentlich längerem Unterricht am Tage, aber auch eventuell längeren Ferien immer zur gleichen Zeit des Jahres, und die sehr „ausführliche“ und langsame Art, am Wochenende in der Familie die Mahlzeiten einzunehmen, was einen intensiven Gedankenaustausch und einen intensiven Genuss des Essens ermöglicht.
Nebenbei hat Jonas besonders in der Schule auch ganz viele neue Freundschaften geknüpft (s. Bild). Und wer weiß, vielleicht wird das ja Lilou auch wieder bei ihrem bald stattfindenden Aufenthalt in Schwelm am MGS tun ….
Text: TS 22.07.2020
Foto: Anita Tromeur