Schwelmer Gymnasium nimmt Klimaschutz selbst in die Hand

Nicht auf die Politik warten, sondern selbst aktiv werden: Dies will die Gruppe „Projekt Klimaneutrale Schule“ am Märkischen Gymnasium Schwelm. 

Im April dieses Jahres äußerte Christian Satalik, Lehrer für Mathematik und Physik am Märkischen Gymnasium Schwelm, er beabsichtige, eine Gruppe zu gründen, die sich mit Klimathemen befasse. Umgehend erklärten seine Kolleginnen Katharina Münstermann (Deutsch, Geschichte, Philosophie) und Franziska Niggemann (Englisch, Philosophie) sowie weitere fünf Kolleginnen und Kollegen und schon zehn Schülerinnen und Schüler ihre Mitgliedschaft. 

Die Gruppe mit dem Namen „Projekt Klimaneutrale Schule“ stellt nach aufeinanderfolgenden Dürresommern, Wasserknappheit auch in Deutschland und dem Ausrufen des Klimanotstands in mehreren Städten fest, dass „wir so nicht weitermachen können, wenn wir künftigen Generationen eine lebenswerte Umwelt hinterlassen wollen!“

Die Mitglieder selbst möchten mit gutem Beispiel vorangehen. In einem Flyer schreiben sie: „Anstatt auf, die Profis‘ zu warten, die unpopuläre Maßnahme mit Blick auf die nächste Wahl und sonstige Sachzwänge höchst ungern ins Auge fassen, wollen wir mit unserem Projekt das Thema Klimaschutz an unserem Lebens- und Arbeitsort Schule selbst in die Hand nehmen. 

Die schlechte Nachricht in Sachen Klima ist zugleich die gute: „Unser derzeitiger Lebensstil verursacht zu viele Emissionen klimaschädlicher Gase, aber unseren Lebensstil können wir selbst verändern und jeder kann ganz einfach aktiv etwas tun!“ Das „Projekt klimaneutrale Schule“ hat zunächst zwei grundsätzliche Ziele formuliert: Einsparung und Kompensation. 

Einsparung bedeutet Senkung des Energie- und Wasserverbrauchs. Kompensation heißt, für C02-Emissionen an anderer Stelle einen Ausgleich herzustellen. Hier gibt die Gruppe schon jetzt eine Vielzahl lebenspraktischer Tipps für den nachhaltigeren Alltag. 

Beispiele: Wer zum Trinken eine Glas- oder Metallflasche verwendet, spart Plastik sowie die Transportwege abgepackten Wassers. Shampoo und Seife gibt es schon in fester Form statt in Plastikflaschen. Einwegtaschentücher lassen sich aus Stoffresten ersetzen. Brotdosen aus Metall und Bienenwachstücher sind eine gute Möglichkeit, Nahrungsmittel umweltfreundlicher zu transportieren. Viele Läden packen Einkäufe auch schon in mitgebrachte Dosen ein. Von Umgang mit Hygieneartikeln und Kleidung über Schmuck oder Geschenke: Man staunt, was die noch junge Gruppe alles empfiehlt. Und immer wieder geht’s um Verpackungen, deren Herstellung Energie kostet und Treibhausemissionen verursacht.

Für eine Kompensation von Emissionen benötigt die Schule zunächst einen CO2-Footprint (Fußabdruck), also eine Berechnung der Emissionen des Schulbetriebs. Dazu konnte die engagierte Gruppe bereits das Unternehmen firstclimate aus Bad Vilbel gewinnen, das das Gymnasium im Rahmen einer Kooperation unterstützt. Außerdem bietet das Unternehmen über 200 Projekte als Kompensationsleistung über zu erwerbende CO2-Zertifikate an.

Kompensation bedeutet, jede Tonne CO2, die die Schule verursacht, durch Zahlungen an entsprechende Projekte auszugleichen. Somit wäre die Schule in der Gesamtabrechnung tatsächlich „klimaneutral“. Natürlich wäre es besser, erst gar keine Emissionen zu verursachen, aber das ist für einen funktionierenden Schulbetrieb (noch?) utopisch. 

Die CO2-Kompensation bietet zwei weitere wesentliche Vorteile: Zum einen wird gezielt in solchen Gebieten der Erde investiert, in denen zu erwarten ist, dass dort in den nächsten Jahren durch industrielle Entwicklung die Emissionen massiv zunehmen. Klimaschutz sollte immer auch global gedacht werden. Zum zweiten haben die Kompensationen auch eine soziale Komponente, z.B. wird in ärmeren Regionen nachhaltige Forst- und Landwirtschaft gefördert.

 „Es war eine glückliche Fügung, dass sich unsere Wege gekreuzt haben“, beschreibt der städtische Klimaschutzbeauftragte Michael Bush seine schon gefestigten Kontakte zum „Projekt klimaneutrale Schule“. Der Fachmann, der im städtischen Fachbereich Immobilienmanagement tätig ist, hat u.a. für die Gebäude der Stadt ein Verbrauchscontrolling aufgebaut und begleitet damit koordinierend die Umsetzung des städtischen Klimaschutzteilgutachtens, das einen Schwelmer Beitrag zur Erreichung nationaler und internationaler Klimaschutzziele darstellt. 

Da bei der Umsetzung des Klimaschutzteilkonzeptes auch die städtischen Schulen und Kitas im Fokus stehen, hat der Stadtrat, der schon für die vom Bund geförderte Stelle von Michael Bush grünes Licht gegeben hatte, in seiner jüngsten Sitzung am 27. Juni 2019 die Einführung des geförderten Projektes „Energiesparmodelle in Schulen und Kindertagesstätten“ beschlossen und die Verwaltung beauftragt, dafür beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Nukleare Sicherheit einen Förderantrag zu stellen. 

Die erforderlichen Finanzmittel sollen im Etat 2020 abgebildet werden. Hier sieht ein Energiesparmodell Maßnahmen zur Einsparung von Energie, Wasser und Abfall gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen und den Trägern von Kitas und Schulen vor. Ein externes Büro wird den technischen und schulpädagogischen Part übernehmen und der städtische Klimaschutzmanager Michael Bush übernimmt die Koordination, die Organisation und die fachliche Begleitung.

Es passt alles zusammen: Das „Projekt klimaneutrale Schule“ hat dazu die ersten Pflöcke eingeschlagen.

Abschied von drei Lehrer-Urgesteinen

Sigrid Kirchhoff, Wolfgang Thomas und Wolfgang Rauhaus verabschieden sich zum Schuljahresende in den Ruhestand. Schüler sagen BVB-Fan Adieu in Schwarz-Gelb! 

Tausende von Schülern haben die Drei in den zurückliegenden Jahrzehnten kommen und auch wieder gehen gesehen. Mit Ende des Schuljahres ist nun auch für sie der letzte Schultag da: Sigrid Kirchhoff, Wolfgang Thomas und Wolfgang Rauhaus. Die drei Lehrer haben am Märkischen Gymnasium Schwelm Schulgeschichte mitgeschrieben. Einen Abschied in gelb/schwarz erlebte am Freitagmorgen die Schule.

Ein Getümmel herrschte Freitagmorgen auf dem Pausenhof, als die Schüler den scheidenden Pädagogen die besten Wünsche mit auf den Weg in den neuen Lebensabschnitt gaben. Im Fall von Wolfgang Thomas war das auch optisch nicht zu übersehen: Viele der 978 Schülerinnen und Schüler waren dem Aufruf gefolgt und in schwarz-gelber Kleidung zum Unterricht erschienen. Schwarz-gelb deshalb, weil Wolfgang Thomas ein erklärter Freund des BVB ist. Entsprechend formten die Kinder und Jugendlichen das BVB-Logo mit ihren Körpern. Ein BVB-Trikot mit den Unterschriften der Fußball-Profis, das Thomas an seinem letzten Schultag trug, hatte Direktorin Katharina Vogt ihrem Stellvertreter bereits einen Tag zuvor überreicht.

Mit einer Feier unter Kollegen hatten sich die Pädagogen bereits am Donnerstagabend verabschiedet. Die Abschiedsparty, zu der auch viele ehemalige Kollegen gekommen waren, war nicht nur ein sehr bewegender Tag für die drei langgedienten Kollegen am MGS. Hier und da flossen Tränen. Verständlich, verliert das Gymnasium mit den drei Pensionären gleichzeitig Kollegen, die zusammen über 114 Jahre Schulerfahrungen am MGS verfügen.

„Das MGS verliert drei äußerst engagierte Lehrkräfte, vorbildliche Pädagogen und liebe Kollegen“, hatte Katharina Vogt im Vorfeld die Kollegen wissen lassen. „Seinen ehemaligen Schülerinnen und Schülern“, so Schwelms Beigeordneter Ralf Schweinsberg, „wird Wolfgang Thomas sicher als äußerst beliebter Lehrer in Erinnerung bleiben. Und auch wir als Stadtverwaltung schätzen diesen Pädagogen sehr, der als stellvertretender Schulleiter gleich zweimal auch die kommissarische Schulleitung übernommen hat.“ Engagiert und besonnen habe Wolfgang Thomas über Jahre hinweg als beratendes Mitglied im Schulausschuss mit überzeugenden Argumenten und stets lösungsorientiert die Angelegenheiten des Märkischen Gymnasiums vertreten.

Mit folgendem Wortlaut auf der Homepage der Schule haben sich die drei Urgesteine am MGS auch offiziell verabschiedet: „Mit Ablauf des Schuljahrs sagen wir nach fast 40 Jahren an dieser Schule ‚Adieu MGS‘. In dieser Zeit haben wir viel Freude gehabt, manchmal waren wir traurig, auch verärgert und frustriert, verblüfft, euphorisch, oft voller Elan und guter Laune. Wir blicken auf ein erfülltes Berufsleben zurück und danken all denen, die das ermöglicht haben. Dem MGS wünschen wir, dass der Strukturwandel im Haus des Lernens besonnen gelingt, so dass diese Schule ein Ort bleibt, zu dem man gerne geht.“

Wolfgang Thomas begann seine Tätigkeit am MGS am 1. März 1981 in den Fächern Mathematik und Sport, ist seit 1996 Studiendirektor, seit November 2000 stellvertretender Schulleiter, kommissarischer Schulleiter in den Jahren 2008 und 2011-2012 und seit 1991 im Schulausschuss der Stadt Schwelm aktiv.

Wolfgang Rauhaus (65) „baute“ bereits sein Abitur am MGS, absolvierte hier auch seine Referendarzeit (1979-1981) und wurde direkt danach übernommen. Seine Fächer: Englisch und Pädagogik, zusätzlich Musik in Sekundarstufe I. Seit 1991 war er in der Erprobungsstufenleitung tätig, war hier die prägende Persönlichkeit und seit 2011 in der Position des Studiendirektors. Seine Frau Elke, Grundschullehrerin, geht zeitgleich in den Ruhestand.

Sigrid Kirchhoff ist seit 1983 am MGS tätig, unterrichtet die Fächer Englisch und Sport. Als begeisterte Englischlehrerin ist sie die Begründerin und langjährige Begleiterin der Ferienkurse der Schülerinnen und Schüler des MGS in Exeter (England) sowie des Differenzierungskurses Englisch-Geschichte in der Mittelstufe.

Von Bernd Richter